Lobbyisten machen mobil!

Euro Denominations -- Lizenz: CC BY 2.0, Quelle: http://www.flickr.com/photos/59937401@N07/5856626683

Lizenz: CC BY 2.0

Nachdem unsere Initiative ja im Vorfeld der Kommunalwahl alle großen Parteien überzeugt hat, und diese sich klar für den Erhalt der einmaligen Landschaft und Grünen Lunge zwischen Moitzfeld und Herkenrath ausgesprochen haben, konnten wir im letzten halben Jahr beobachten, wie Lobbyistengruppen aktiv geworden sind, um die Pläne für die Zerstörung des Gebietes doch noch umsetzen zu können.

Es wird deutlich, wie verschiedene Interessengruppen aus Industrie, Immobilienbranche und Vermarktern mit einer konzertierten Aktion versuchen, „den Bürger“ darauf vorzubereiten, dass die Entwicklung von Gewerbeflächen auch gegen „lokalen Widerstand“ wie man so schön sagt „alternativlos“ ist. Überzeugende Sachargumente findet man dabei wenige, allerdings um so mehr Rhetorik:

  • Der Unsinn von der drohenden „Schlafstadt“: Es fällt auf, wie alle Lobbyisten sich im letzten halben Jahr darauf verständigt haben, das Schreckensbild einer „Schlafstadt“ zu beschwören. Diese würde drohen, wenn nicht immer weiter neue Gewerbegebiete ausgewiesen werden. Das ist natürlich grober Unsinn – in Bergisch Gladbach sind heute bereits 3 von 4 Arbeitsplätzen außerhalb von Gewerbegebieten. Die Lobbyisten tun aber gerade so, als würde außerhalb von Gewerbegebieten in Bergisch Gladbach nichts laufen. Außerdem geht es ja gar nicht per se gegen Gewerbegebiete, sondern nur um natürliche Grenzen des Wachstums (s.u.).
  • Stadt soll sich „gegen die Bürger durchsetzen“ – Geradezu ein erschreckendes Demokratieverständnis zeigt sich, wenn die verschiedenen Gruppierungen auf ihren Treffen mit Stadt- und Ratsvertretern zu dem Schluss kommen, die Stadt „müsse neue Gewerbeflächen auch gegen die Bürger durchsetzen.“ Dies betont auch der Immobilienmakler Hinterecker, der gerne das Gebiet Voislöhe für ein Großlager vermarkten möchte: Die Stadt müsse „den Widerstand der Bürger aushalten“. In den entsprechenden Ausschüssen wird daher auch unumwunden zugegeben, dass man „Bürger auf die Füße treten müsse“ und daher möglichst weiten Abstand zu Wahlen halten sollte.
    Die Lobbyisten verkennen dabei, dass letztlich nur „die Bürger“ die Stadt sind! Und wenn „die Bürger“ solche Aktivitäten wie um Voislöhe kritisch sehen, liegt das einfach nur daran, dass sie erkennen, wenn nicht das Wohl Aller sondern individuelle kommerzielle Interessen im Vordergrund stehen.
  • „Plötzlich“ gibt es keine freien Gewerbeflächen mehr – das neueste Puzzlestück liefert kurz vor Weihnachten der „Stadtentwicklungsbetrieb“ – ein Betrieb, der insbesondere dafür geschaffen wurde, Flächen zu kaufen, diese in Bauland umzuwandeln und dann zu vermarkten. Dieser Betrieb hat nun ein (Gefälligkeits-)Gutachten vorgelegt, nachdem es völlig überraschend in Bergisch Gladbach so gut wie keine freien Gewerbeflächen mehr gibt, und daher dringender Bedarf für die Entwicklung von neuen Flächen existiert. Diese Aussage widerspricht allen bisherigen Gutachten (wie dem Stadtentwicklungskonzept ISEK oder dem Gewerbekonzept)! Falls es also faktisch tatsächlich keine Flächen mehr gäbe, hätten die Stadt und die Politik in den letzten Jahren vollständig auf Basis ganz falscher Fakten geplant – damit müsste der ganze Prozess des Stadtentwicklungskonzeptes neu aufgerollt werden. Oder (und dies legt eine genaue Betrachtung des Vorgehend der Gutachter nahe) das jetzt plötzlich vorgelegte Gutachten soll doch auch nur „Stimmung“ bei den Bürgern machen…

Ganz offensichtlich handeln hier nach Absprache die Interessengruppen aus Wirtschaft, Verbänden und Verwaltung gebündelt um die Öffentlichkeit „mit stetem Tropfen“ darauf vorzubereiten, dass solche völlig unsinnigen Gewerbegebiete wie das in Voislöhe ja unvermeidbar und alternativlos seien – trotz der klaren Wahlversprechen aller Parteien!

Dabei ist uns eins ganz wichtig: Wir sind nicht pauschal gegen Gewerbegebiete, und selbstverständlich gehört zu einer lebendigen Stadt eine gesunde Mischung aller Aktivitäten – und damit auch Gewerbeflächen. Aber die Fläche der Stadt ist endlich, und es muss somit um eine intelligente Verteilung der Flächen unter Abwägung aller Interessen gehen. Die pauschale Forderung der Lobbyisten nach immer neuen Gewerbeflächen kann dabei bei einer nicht wachsenden Fläche der Stadt offensichtlich nicht zukunftsfähig sein – und bloß weil Wachstum an natürliche Grenzen stößt, wird Bergisch Gladbach noch lange nicht zu einer Schlafstadt!

Und Voislöhe ist mit seiner herausragenden Bedeutung für die Gladbacher Luftqualität, den Naturschutz und die Lebens- und Wohnqualität aller Bürger ganz offensichtlich für derartige Pläne tabu!

Das könnte Sie ebenfalls interessieren...

2 Antworten

  1. admin sagt:

    Hat dies auf Baerbroich's Blog rebloggt und kommentierte:
    Da ist er wieder!
    Der Unterschied zwischen Bensberg und Bergisch Gladbach. Bensberger Städteplaner hätten sich wohl anders und qualitätvoller verhalten. In Bergisch Gladbach bedient Politiker sich an Allem, was zu Verfügung steht. Ohne Rücksicht auf Verluste. Hauptsache; „dat met dem Klüngel det klappe“. So erscheinen mir Gladbachs Politiker.
    Um die ungelösten Bergischer Gladbacher Probleme aus der Agenda zu bekommen (Bahndamm, Zanders Gelände, Gewerbesteueraufkommen, Belkaw, u.a.) muss halt ein neues Thema her.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.