Brief an alle Bürger von Moitzfeld und Herkenrath

Nein-PlakatLiebe Mitbürger, Nachbarn und Freunde in Moitzfeld und Herkenrath,

die „Verwaltung“ ( wer genau ist das eigentlich?) hat vorgelegt: Flächennutzungsplan (FNP). Wir – die Bürgerinitiative Moitzfeld-Herkenrath – staunen und reiben uns die Augen. Kann das sein? Gut getarnt zwischen hunderten Seiten Fachchinesisch 200ha neue Wohnflächen und über 50ha neuer Industriegebiete? Das soll unsere Zukunft sein? 41ha Industriegebiete allein in unseren zwei Dörfern und dazu die Verdoppelung der Wohnfläche von Herkenrath?

Lest selbst, wenn Ihr mögt – wir haben zusammengerechnet. Das stimmt. Und es ist gigantisch. Ist das jetzt der Bruch von Wahlversprechen oder gar Wahlbetrug? Schwer zu sagen. Vielleicht (noch) nicht. Aber es fühlt sich so an. Die Fakten: Wir alle hatten 2013/14 gegen 20ha Industriegebiet Voislöhe aus sehr guten Gründen protestiert und nach langen Auseinandersetzungen, u.a. mit vier gegen uns aufgebotenen Behörden, der Verwaltung, Lobbyisten und Politikern, schließlich die eindeutige Ablehnung eines Industriegebietes Voislöhe von aller Parteien bekommen. Das war vor der (Kommunal) Wahl 2014.

Jetzt ist nach der Wahl. Und abrakadabra: Voislöhe ist wieder da, diesmal als FNP. Und statt 20ha Industriegebiet sollen wir nun über 40ha kriegen, plus einer Verdoppelung der Siedlungsfläche allein in Herkenrath. Verkehrsprobleme? Egal. Schutz der grünen Höhenzüge, unserer Kulturlandschaft, ja, des ganzen Wohn- und Lebensumfeldes? Fehlanzeige. Bodenspekulation hat Vorrang. Na ja, zwischen 1,50€m2 für Ackerland und 150€m2 für Industriegebiet liegen ja auch Margen wie im Drogenhandel und da können schon Begehrlichkeiten entstehen…!? Sorry, meine sehr verehrten Damen und Herren Stadtplaner, Sie haben die Rechnung ohne den Bürger gemacht. Den Ausverkauf unserer Wohn- und Lebensräume zur Bereicherung Dritter machen wir definitiv nicht mit. Und wir dachten, wir hätten uns dahingehend bereits ausreichend verständlich gemacht, gerade auch in der Regierungskoalition.

Vielleicht operiert die „Verwaltung“ hier bei uns ja unabhängig vom Votum der Bürger und Parteien. Vielleicht möchte man dort gerne groß ins Immobiliengeschäft einsteigen. Mit städtischen Liegenschafts- und Wohnbaugesellschaften, ausgestattet mit reichlich „Vorratsflächen“ im FNP zur gefälligen Bedienung bei Bedarf? Warum, für wen und wie auch immer, eines sollte doch klar sein:

Mit einer Verstädterung und Industrialisierung wiederholen wir nur Fehler der Vergangenheit – Profit für Wenige zu Lasten der Gemeinschaft. Das braucht kein Mensch mehr. In Bergisch Gladbach wurden auch bereits alle Bau- und Planungssünden der 60er und 70 Jahre akribisch und eifrig begangen. Wie immer auch damals schon im Namen von Wirtschaftsförderung, Wachstum, Wohlstand und sozialer Gerechtigkeit. An den Lasten kranken wir bis heute. Wie oft sollen wir das denn noch wiederholen?

Am besten überhaupt nicht, liebe Mitbürger, Nachbarn und Freunde. Wirtschaftswachstum gelingt viel effektiver und gesünder, wenn die Brachflächen früherer Industrien, die wir reichlich haben, qualifiziert oder umgebaut werden. Für viele kleinere, moderne Unternehmen mit vielen neuen, qualifizierteren Arbeitsplätzen und einer Gewerbesteuer, die erstens überhaupt und zweitens hier gezahlt wird. Genau dies passiert gerade auf den ehemaligen Industrieflächen von Zanders – auf 36ha. Das ist Zukunft, Qualifizierung! Nicht Industrialisierung wie zu Kaisers Zeiten.

Wenn Ihr an einem gar nicht fernen Tag neben Wellblechhallen in einer unbedeutenden Vorstadt aufwachen möchtet, müsst ihr nichts tun. Die kommt dann zu Euch. Wenn Ihr moderne, schonende Lösungen für Wirtschaftswachstum und unser grünes Wohn- und Lebensumfeld bevorzugt, müsst Ihr der „Verwaltung“ schreiben. JETZT! Bürgerbeteiligung war bestellt – nun müsst Ihr auch liefern!

Noch bis zum 11.10.2016 könnt ihr der Stadtverwaltung Eure in der laufenden Bürgerbeteiligung Eure Meinung zu diesen Plänen mitteilen – per Email an info@stadtentwicklung-gl.de oder per Post an Stadtverwaltung Bergisch Gladbach, II-2 Stadtentwicklung/Strategische Verkehrsentwicklung, Wilhelm-Wagener-Platz, 51429 Bergisch Gladbach.

Wenn Ihr Euch unsicher seid, was Ihr schreiben sollt – hier findet ihr eine Musterstellungnahmen, die ihr gerne verwenden könnt!

Nur eins solltet Ihr nicht tun: Nichts tun – denn Stillschweigen ist Zustimmung zu den Plänen!

Eure BIMH!

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2 Antworten

  1. Markus Gebhardt sagt:

    Lasst die Finger davon. Es kann nicht sein, dass die Stadt GL neue Flächen ausweisen möchte und mitten in den Kernpunkten von Bensberg und GL Brachen liegen weil die Stadt es nicht auf die Reihe bekommt, es so zu steuern, dass die Investoren zeitnah tätig werden und damit Gewerbeflächen nicht ungenutzt darum stehen.

  2. Alex Neuenhaus sagt:

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    den zur Bürgerbeteiligung vorgelegten FNP Entwurf lehne ich ab. Der Entwurf entspricht in keiner Weise meinen Wünschen für die zukünftige Entwicklung in unserer Stadt. Im (noch) grünen Osten der Stadt planen Sie eine massive Ausweisung neuer Wohngebiete und 41ha neuer Industriegebiete in Moitzfeld und Herkenrath – entgegen den Wahlaussagen der Parteien 2014 und den Vorgaben des ISEK 2030 – dazu noch eine massive Ausweisung neuer Wohngebiete. Für die Verkehrsprobleme auf der heute schon überlasteten L289 zur A4 zeigt der FNP keinerlei realistische Lösungsansätze.
    Dies alles würde hier, wo städtische in ländliche Strukturen übergehen, ein Markenzeichen unserer Stadt zerstören: Die einzigartige Kombination eines naturnahen, familienfreundlichen Lebens und Wohnens im Grünen nah am Großraum Köln. Die Freiflächen und grünen Höhenzüge im Osten erfüllen zudem wichtige Aufgaben für die Lebensqualität in der gesamten Stadt. Stadtklima, Naherholung, Biotopvernetzung, Naturschutz und Bergische Kulturlandschaf sind hier die größten Stärken.
    Dies möchte ich erhalten und fordere Sie auf, einen neuen FNP Entwurf vorzulegen, der die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger, die Wahlaussagen der Parteien und die im Rat beschlossenen Vorgaben des ISEK 2030 realisiert. Dies sind u.a. Vorrang für Klima- und Ressourcenschutz, flächensparende Stadtentwicklung, Erhalt der ländlichen Wohnstrukturen insbesondere in den Stadtteilen 3 (Bensberg/Moitzfeld) und 4 (Herkenrath/Bärbroich), sowie eine wirtschaftliche Entwicklung primär durch Qualifizierung und Verdichtung bestehender Flächen. Der vorliegende Entwurf ist hier ungenügend.

    Mit freundlichen Grüßen
    A. Neuenhaus

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