Ein „Ruhrgebiet“ im Gladbacher Osten? – FNP-Entwurf offenbart Gigantomanie der Verwaltung

Blau=Gewerbegebiete / Rot=Wohngebiete / Größe= 1.6MB

Neue Gewerbegebiete (blau) und Wohngebiete (rot) rund um Moitzfeld und Herkenrath. (größe: 1,6 MB)

Nach langer Geheimniskrämerei hat die Stadtverwaltung an diesem Wochenende – nur  eine Woche (!) vor der entscheidenden Abstimmung im Stadtrat – ihren Wunsch für den zukünftigen Flächennutzungsplan veröffentlicht (Die zusammenfassende Karte könnt ihr HIER herunterladen – alle Informationen gibt es hier in den Sitzungsunterlagen).

Darin werden die schlimmsten Befürchtungen für den Osten von Bergisch Gladbach wahr: Durch das Festhalten an den vollkommen illusorischen Flächenzielen von 50 Hektar neuen Gewerbegebieten soll nun der Osten von Bergisch Gladbach entlang der L289 anscheinend zu einer Art „Gladbacher Ruhrgebiet“ umgebaut werden, wo sich Gewerbeflächen aneinanderreihen und zwangsläufig die L289 bis Spitze dem Verkehrskollaps preisgegeben wird.

Moitzfeld als neues Gewerbezentrum

Moitzfeld soll nach dem Willen der Verwaltung anscheinend langfristig zu einem zentralen Gewerbezentrum der Stadt Bergisch Gladbach umgewandelt werden. Insgesamt schlägt die Verwaltung die Ausweisung von 52 Hektar neuen Gewerbeflächen im ganzen Stadtgebiet vor, und davon 41 Hektar (fast 80%) zwischen der Ausfahrt Moitzfeld und Spitze.

Zentral ist dabei – wie befürchtet – ein über 10 Hektar riesiges Gebiet Voislöhe Ost. Trotz eindeutiger Wahlversprechen aller Parteien und fast 5 Jahren Bürgerprotest plant die Verwaltung immer noch fest mit diesem Bereich – wobei sie allerdings den per Ratsbeschluss ausgeschlossenen Westteil nicht länger weiter verfolgt.

Für Moitzfeld gibt es aber keine Entwarnung: Auch in unmittelbarer Nähe des Ortskerns werden große Freiflächen für Gewerbe vorgesehen: So soll nur 300m neben dem Dorfplatz in Moitzfeld ein weiteres riesiges Gewerbegebiet von über 10 Hektar direkt an der Tankstellenkreuzung entstehen! Es entspricht der ausdrücklichen Zielsetzung der Verwaltung, alle Freiflächen entlang der L289 möglichst für Gewerbe, und nicht etwa für Wohngebiete zu nutzen.

Verkehrsinfarkt L289 droht

Neben den neuen Gewerbezentren rund um Moitzfeld wird Herkenrath von neuen Wohngebieten „umzingelt“ – Herkenrath soll auf fast die doppelte Fläche wachsen. Komplettiert werden die Pläne für den Osten von Bergisch Gladbach durch die Wiederbelebung der Pläne für ein gemeinsames Gewerbegebiet mit der Gemeinde Kürten rund um Spitze. Allein auf dem Gebiet der Stadt Bergisch Gladbach sind dafür 11 Hektar vorgesehen, der Kürtener Anteil kommt noch dazu. Und der Verkehr all dieser Gewerbe- und Wohngebiete soll über die L289 und durch Herkenrath und Moitzfeld zur A4 rollen. Spätestens hierdurch sind also nicht nur die stau- und lärmgeplagten Anwohner und Anlieger, sondern alle Bürger im Osten von Bergisch Gladbach massiv betroffen.

In der Karte oben zeigen wir die größenwahnsinnigen Pläne, die die Stadtverwaltung für den Osten von Bergisch Gladbach für die nächsten 10-20 Jahre vorgesehen hat.

Gigantomanie statt Planung mit Augenmaß

Dieser Planungswahn auf Kosten der Bürger im Osten von Bergisch Gladbach ist dabei weiterhin völlig aus der Luft gegriffen und konzeptlos. Seit Jahren fordern wir, dass sich die Stadt zunächst klar darüber wird, welche Art von Gewerbe und damit auch welche Art und Menge von Flächen gebraucht wird, bevor über einzelne Flächen diskutiert wird. Auch in dem aktuellen Entwurf findet sich zu solch elementaren Grundlagen kein einziges Wort.

Zudem ist der Flächenbedarf von 50 Hektar auch weiterhin offensichtlich völlig überhöht und unrealistisch: So schätzt der gesamte Rheinisch-Bergische-Kreis nach Meldungen der letzten Woche den Bedarf an neuen Gewerbeflächen kreisweit auf nur 55 Hektar (und somit für den gesamten Kreis so viel, wie die Stadt jetzt allein ausweisen will). Zudem wird auch im aktuellen FNP Entwurf weiterhin darauf hingewiesen, dass das Zandersgelände für Gewerbe nicht zur Verfügung steht, obwohl doch die Eigentümer erst letzte Woche noch vermeldet haben, dort zwei Gewerbeparks mit fast 10 Hektar anzulegen.

Das gesamte Mengenkonzept bleibt somit weiterhin vollkommen haltlos und willkürlich – und ist angesichts der Gigantomanie eher von Großmannssucht geprägt als von einer Stadtentwicklung mit Augenmaß unter Fokussierung auf die lokalen Stärken.

Politik muss die Verwaltung stoppen

Es bleibt noch Hoffnung: Bei dem Plan handelt es sich bislang nur um die „Wunschliste“ von der Stadtverwaltung unter Bürgermeister Urbach, der Rat muss dem noch zustimmen, und z.B. zu dem Gewerbegebiet Voislöhe gibt es ja eindeutige Zusagen der Parteien, einem solchen nicht zuzustimmen.

Es ist daher sehr wichtig, dass wir Bürger in der entscheidenden Sitzung am Dienstag, den 30.8.2016 um 17:00 im Rathaus Bensberg möglichst zahlreich vor Ort sind und Flagge zeigen, und unsere Vertreter im Rat motivieren, zu Ihren Zusagen zu stehen und die Pläne der Verwaltung nicht „durchzuwinken“, sondern auf eine intelligente Planung für eine lebenswerte grüne Stadt zu bestehen. Diese gemeinsame Sitzung aller beteiligten Ratsausschüsse ist öffentlich – wir werden da sein, ihr hoffentlich auch!?

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Eine Antwort

  1. Setzen Herr Urbach und die Stadt
    den Landschaftsschutz bei uns schachmatt?
    Wir hoffen, soweit kommt es nicht;
    es wär ein Faustschlag ins Gesicht.

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