“Verstecktes” Gutachten belegt: Standort für Industriegebiet ist vielfach schützenswert.

Was viele – auch Ratsmitglieder – nicht wissen, neben einem Gewerbekonzept wurde seitens der Stadt auch ein Freiraumkonzept Auftrag gegeben und im vergangenen Jahr verabschiedet, welches sich ausdrücklich mit Freiflächen im Stadtgebiet, deren Funktion und Schutzbedürftigkeit beschäftigt. Die Ergebnisse widersprechen ausdrücklich den Plänen der Stadt, die im Landschaftsschutzgebiet zwischen Moitzfeld und Herkenrath ein Gewerbegebiet für Großbetriebe mit Emissionen (d.h. also ein Industriegebiet) vorsehen.

Das Pikante: Auf der Webseite der Stadtentwicklung (http://www.stadtentwicklung-gl.de) wurden bislang nur Gutachten veröffentlicht, die sich für eine Entwicklung des Industriestandortes an der L 289 aussprechen (Gewerbekonzept und ISEK 2030). Das Freiraumkonzept findet sich dort nicht. Obwohl es in verschiedenen Ausschüssen beraten wurde, kannten viele Ratsmitglieder, mit denen wir in den vergangenen Wochen gesprochen haben, dieses Konzept ebenfalls nicht.

Das Gutachten belegt, dass die vorgesehene Fläche als Industriegebiet ungeeignet und aus schwerwiegenden Gründen unbedingt schützenswert ist:

  • Stadtklima/Frischluft – Bei normaler Wetterlage entsteht die Frischluft für die Stadtteile Bensberg, Refrath und teilweise auch die Innenstadt entlang des Höhenzugs zwischen Herkenrath und Moitzfeld – genau dort also, wo nach den Plänen der Stadt  „emissionsrelevante“ Großbetriebe angesiedelt werden sollen. Deren Schadstoffausstoß würde permanent die Luft in den Wohngebieten von ganz Bensberg bis hinunter nach Altrefrath und in die Innenstadt belasten. Diese Frischluftentstehungszone ist unersetzlich für eine gesunde Luftversorgung unserer Stadt.
  • Biotopverbund – Das Gebiet liegt mitten in der einzigen überregionalen Grünachse, die das gesamte Stadtgebiet durchzieht und betrifft Flächen der Biotopvernetzung von hoher Priorität. Diese überregionale Grünachse würde durch das Industriegebiet vollständig unterbrochen (siehe Abbildung).
  •  Brut- und Nahrungsraum für wichtige und seltene Vogelarten.
  • Naherholung – Das geplante Industriegebiet liegt genauanden Wanderwegen und Zugängen zum Naturschutzgebiet Hardt und damit mitten in einem der beliebtesten Naherholungsgebieten im ganzen Stadtgebiet.
  • Beste Ackerböden – Das Gebiet weist in Bergisch Gladbach die besten Böden für Ackerbau auf, die laut Freiraumkonzept für andere Nutzungen nur bei „unabweisbarem Bedarf“ in Anspruch genommen werden sollten.
  •  Quellgebiet – das geplante Industriegebiet betrifft unmittelbar die Quellgebiete von Volbach und Milchbornbach, die jeweils in ihren weiteren Verläufen als Naturschutzgebiet .

Wir halten es für völlig unverständlich, warum eine derart wichtige Naturfläche zum 20 ha großen Industriegebiet werden soll, insbesondere wenn zugleich im Stadtgebiet bis zu 50 ha vollerschlossene Gewerbe- und Industriegebiete, teils mit Gleisanschluss, leer stehen. Von den Verkehrsauswirkungen auf die jetzt schon überlastete L 289 und den Autobahnanschluss Moitzfeld ganz zu schweigen. Es ist absolut notwendig, dass all diese Argumente offen diskutiert werden und auch allen Bürgern und Ratsmitgliedern zur Verfügung stehen. Daher stellen wir ab sofort dieses Gutachten auf unserer Webseite zum Download bereit:

http://www.moitzfeldherkenrath.de/freiraumkonzept

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2 Antworten

  1. Die Verwaltung sollte nicht selbst Politik machen, sondern die Entscheidungen der Politik vorbereiten. Die Abwägung von pro und contra ist Sache der Politik, dafür muss sie aber auch die Bandbreite der Argumente kennen. Immer wieder ist hier und dort festzustellen, dass Politiker nicht ausreichend informiert wurden, sie z.B. Unterlagen erst kurz vor einer Sitzung erhalten und dann schlichtweg nicht mehr die Zeit haben, sich in die Einzelheiten einzuarbeiten. Oder es werden ihnen Entscheidungen „en gros“ abgefordert, wobei im Paket über etliche kleinere Entscheidungen abgestimmt wird, wobei vieles einfach mal (beabsichtigt oder nicht) „mit durchrutscht“. Ob das im vorliegenden Fall ebenso ist, vermag ich nicht zu beurteilen, aber befremdlich ist es schon, dass Informationen nicht gleichwertig behandelt werden. Da kann man nur die Politik appellieren, sich bei solch wichtigen Entscheidungen auch aktiv um Informationen zu bemühen.

  2. hans sagt:

    ich weiß garnicht warum darüber überhaupt noch diskutiert wird. es steht fest das dort kein industriegebiet hinkommt. das ist so sicher wie das amen in der kirche.

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